„Ich habe meinen Pass, aber keine Ruhe.“
„Ich habe meinen Pass, aber keine Ruhe“
Mitte der 90er Jahre floh Ali H. aus dem Iran nach Deutschland. Seine Asylanträge lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge über mehrere Jahre hinweg immer wieder ab. 2007 ließ ihn die Erlanger Ausländerbehörde plötzlich nach Teheran abschieben, dort wurde er sofort verhaftet und gefoltert. Nachdem Ali H. ein weiteres Mal nach Deutschland einreisen konnte, wurde er 2009 endlich als Flüchtling anerkannt. Seitdem lebt der 45-Jährige wieder in Erlangen und arbeitet dort als selbstständiger Taxifahrer. Matthias Weinzierl und Till Schmidt setzten sich am Erlanger Hauptbahnhof in H.s Taxi und sprachen mit ihm über seine Abschiebung, die Wiedereinreise nach Deutschland und umtriebige Angestellte der Ausländerbehörde.
Ali, du hast 1995 in Hessen, in der Nähe von Frankfurt am Main, deinen Asylantrag gestellt. Wie kamst du nach Erlangen?
Zuerst wurde ich nach Chemnitz verteilt, zusammen mit zwei anderen Iranern. Das war nicht so gut, kurz nach der Wende, in der ehemaligen DDR. Bevor ich nach Erlangen kam, war ich noch ein Jahr in Plauen, das ist in der sächsischen Provinz. Schließlich hat mein Bruder, der schon längere Zeit in Erlangen lebte, einen Antrag gestellt, in dem er unter anderem versicherte, die ganzen Kosten für meinen Umzug nach Erlangen zu übernehmen. So begann die Geschichte hier in Erlangen. Ich warte – ich schwöre bei Gott, ich schwöre bei Jesus – auf den Tag, an dem ich aus Erlangen weggehen kann. Der einzige Grund, warum ich noch hier bin, ist meine 77-jährige Adoptivmutter. Ich muss mich um sie kümmern. Der Tag, an dem ich aus Erlangen weggehe, das wird mein bester Tag. Glaubt mir, dann werde ich wiedergeboren. Hauptsache weg. Seit fast 17 Jahren bin ich hier, aber Ruhe habe ich überhaupt nicht. Jede Sekunde habe ich Angst vor der Polizei – ohne dass ich irgendetwas gemacht hätte. Ich werde andauernd kontrolliert. Das ist Schikane.