Egzon –Fliegen ist freiwillig. wer nicht will, kommt nicht mit
Ein Interview von Matthias Weinzierl
Kein Pilot muss Menschen transportieren, die nicht freiwillig im Flugzeug sitzen
Der Münchner Autor Björn Bicker hat das Hörspiel „Egzon“ über das Schicksal einer aus Deutschland abgeschobenen Roma-Familie geschrieben. Es liegt in einer Einspielung des Bayerischen Rundfunks dieser Ausgabe bei. Mit Björn Bicker hat sich Matthias Weinzierl über das Stück und seine Hintergründe unterhalten.
Wie ist es zu dem Hörspielprojekt „Egzon“ überhaupt gekommen?
Ich bin in den letzten Jahren immer wieder mit dem Thema Abschiebung in Berührung gekommen. Nicht zuletzt durch die Arbeit an dem Theatertext „Illegal“. Nachdem ich mit einer Gruppe junger Sinti aus Hildesheim ein Stück für das Staatsschauspiel Hannover entwickelt hatte, gab es einen neuen Auftrag und der Regisseur und ich haben vorgeschlagen, ein Stück über Abschiebung zu machen. Dann haben wir angefangen zu recherchieren und schnell war klar, dass das Theaterstück mit Roma zu tun haben muss, weil das im Moment und in diesem Zusammenhang das absolut aktuellste Thema ist, weil so viele Roma in Niedersachsen leben und von Abschiebung bedroht sind und permanent auch abgeschoben werden. Ich habe dann weiter recherchiert und bin über den Bayerischen Flüchtlingsrat an verschiedene, sehr spannende Materialien gekommen. Ich habe mich vor Ort mit dem Flüchtlingsrat Niedersachsen getroffen, mit den Leuten von „Alle bleiben!“. Und so ging das weiter. Zu der Geschichte von Egzon ist es gekommen wegen dieses Films über die Familie Ibrahimi, den der Bayerische Flüchtlingsrat gemacht hat, „Row Hard“. In dem Film gibt es einen Jungen, der nach seiner Abschiebung in den Kosovo nicht mehr gesprochen hat und seine Schwester hat immer für ihn übersetzt. Das Motiv dieses Jungen, der die Sprache des Landes nicht spricht, in das er abgeschoben wurde und der gleichzeitig auch die andere Sprache, die er gelernt hat, verweigert, das hat mich sehr bewegt.
Wie bist du dann vorgegangen?
Wie hast du den Stoff dann entwickelt? Ich bin wie bei einer journalistischen Recherche vorgegangen, habe mich mit Leuten getroffen und sehr viele Informationen gesammelt. Ich habe zu dem Thema auch schon im Rahmen anderer Projekte Interviews geführt, aber es war überhaupt nicht klar, was daraus einmal werden sollte. Klar war nur, dass sich Thema und Stoff sowohl für das Theater als auch fürs Hörspiel eignen. Die beiden Versionen unterscheiden sich allerdings sehr. Deshalb heißt das Theaterstück auch „Deportation Cast“ und das Hörspiel „Egzon“.
Im Hörspiel treten neben den unterschiedlichen Beteiligten der Abschiebung und der betroffenen Roma-Familie auch die Familie des Piloten der Abschiebe-Maschine auf. Warum eigentlich?
29Der Sohn des Piloten, Bruno, war in seine Klassenkameradin Elvira, die Tochter der Roma-Familie, verliebt und beide wurden durch die Abschiebung getrennt. Diese Geschichte wird eben auch erzählt.