Grußwort: Grußwort: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Es kann niemand ethisch verantwortungsvoll leben, der nur an sich denkt und alles seinem persönlichen Vorteil unterstellt. Du musst für den anderen leben, wenn du für dich selbst leben willst.“ Seneca (Epistulae morales ad Lucilium)
Wann immer Menschen Konflikte mit Gewalt zu lösen versuchen – egal ob es sich um Akteure der großen Weltpolitik oder lokale Clanchefs in den Bergen handelt – ist die unbeteiligte Zivilbevölkerung oft das erste und am stärksten betroffene Opfer. Wann immer Gewalt durch Waffen, Blockade von Hilfslieferungen und Nahrungsmitteln, Unterdrückung von bürgerlichen Rechten oder sexueller Ausbeutung ausgeübt wird, leiden oft die am stärksten, die mit dem Konflikt am wenigsten zu tun haben. Unter ihnen bilden ethnische oder sexuelle Minderheiten und Frauen meist die größte Gruppe. Sie sehen als letztes Mittel oft nur noch die Flucht, mit der sie ihre Familien, Freunde, Sprache und Kultur hinter sich lassen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Sicherheit und bescheidenem Wohlstand für sich und ihre Kinder.
Genau diesen Menschen hilft der Bayerische Flüchtlingsrat seit einem viertel Jahrhundert durch Rechtsberatung, medizinische Unterstützung, viel ehrenamtliches Engagement und nicht zuletzt durch den Dialog mit der bayerischen und deutschen Politik. Sie, die privatgesellschaftlichen Akteure, sind ein Zeichen dafür, dass eine Gesellschaft zu Mitmenschlichkeit fähig ist. Sie stärken die Hoffnung, dass der Drang, Menschen zu helfen, stärker ist als die Angst vor dem Fremden. Es ist wichtiger, dass wir Flüchtlingen in Not unsere Hilfe anbieten, anstatt sie an den Grenzen wieder zurück in Krieg und Hunger zu senden.
Organisationen wie der Flüchtlingsrat sind nicht selten mitverantwortlich dafür, dass menschenunwürdige Umstände in dem Land von Immanuel Kant, Friedrich Schiller und Dietrich Bonhöffer beseitigt werden. Für dieses lange und beständige Engagement danke ich allen Verantwortlichen aufrichtig. Veränderungen für diejenigen ohne gesellschaftliche Lobby herbeizuführen, erfordert einen langen Atem und die Überzeugung, sich für die richtige und gerechte Sache einzusetzen.