Editorial
Oh Afrika, oh Afrika
– was haben wir uns da bloß eingebrockt mit diesem großen, vielfältigen Kontinent? Dabei hatten wir doch die besten Absichten: Noch vor der WM machten wir uns Gedanken über das Nach der WM und wollten einen Beitrag leisten, dass die Berichterstattung nach dem Fußballspektakel nicht wieder allzu schnell und einseitig beim Üblichen angelangt. Wir wollten diese Ausgabe nutzen, um Bilder und Geschichten von Afrika zu zeigen, die sonst nur selten wahrgenommen werden und die jetzigen und ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner selbst zu Wort kommen lassen. Keine westlichen Perspektiven, sondern weitgehend afrikanische sollten es sein. Das ist uns, na ja, nicht gelungen.
Auch wir taten uns schwer, an die Autorinnen und Autoren vor Ort heranzukommen, sprachliche Barrieren zu umgehen und afrikanische Stimmen hörbar zu machen. Dem Engagement und der Einbringung des Arbeitskreises Panafrikanismus München haben wir es zu verdanken, dass die vorliegende Hinterlandausgabe nicht ausschließlich „unseren“ Blick auf den, aus dem und um den afrikanischen Kontinent herum beschreibt. Allerdings kann auch dieser „unser“ Blick Interessantes und Wichtiges enthüllen über Afrika, aber vor allem über Europa. Deshalb haben alle Artikel in dieser Ausgabe ihre Berechtigung und allen Autorinnen und Autoren sei an dieser Stelle noch einmal herzlichst für ihre vielfältigen Beiträge gedankt.
Und obwohl die Ausgabe nun ein bisschen anders geworden ist, als wir uns das vorgestellt hatten, so bereuen wir die Themenwahl nicht, denn wir haben einiges dazugelernt: Allem voran die Erkenntnis, dass wir eigentlich keine Ahnung von Afrika haben. Zeugnis darüber legen unsere geographischen Kartierungsversuche ab, die in diesem Heft zu bewundern sind. Wie die Kolonisatoren vor uns, haben auch wir einmal versucht, Grenzen zu zeichnen und sind grandios gescheitert. Und für alle, die es selbst einmal versuchen möchten als kleine Hilfestellung: Afrika besteht derzeit aus 53 offiziell anerkannten Staaten, über eine Milliarde Menschen leben dort und es gibt über 2000 eigenständige Sprachen. Das allein macht schon deutlich, dass es unmöglich ist, diese enorme Vielfalt in nur eine kleine Hinterland zu packen, auch wenn sie diesmal ein Stück dicker daherkommt.