Geschlecht in Sicht!
Von Tante Tom
Wir weißen Menschen – alternativ: White Walkers, mayo sapiens, people of no color, Trumpelstilzchen oder Unmelaninnit*innen (mit Dank an Michael Harriot) – sind ganz hervorragend im Kolonisieren. Das geschieht auf verschiedene Arten, vom Besetzen bereits bewohnter Gebiete über die selektive Inanspruchnahme anderer Lebensweisen, das Durchsetzen politischer und ökonomischer Dominanz bis hin zur unreflektierten Akzeptanz gesellschaftlicher Privilegien. Die Formen sind ganz unterschiedlich. Die Gemeinsamkeit ist, dass wir Menschen mit Kolonialismushintergrund gedankenlos durch die Gegend treiben, etwas Spannendes sehen und dann diejenigen Personen ignorieren, die schon dort sind oder denen etwas genauso gehört wie uns. So wie es Christopher Columbus oder meine Bridge-Bekanntschaft Gisela machen, der die dunkelhäutigen Jugendlichen in „ihrer“ Nachbarschaft unangenehm sind.
Gisela wird glücklicherweise nicht mehr lange leben, und das ist in Ordnung, denn sie ist eine Rassistin und betrügt beim Bridge. Kolonialismus geht allerdings weiter, weil an ihm nicht nur viele einzelne Individuen beteiligt sind, sondern sämtliche jahrhundertelang um sie herum aufgebauten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, und die sterben nicht so schnell. Ein sehr schönes (und mit „schön“ meine ich „hässlich“) Beispiel ist die Debatte über die Repräsentation von Geschlechtlichkeit.