Ausgelagert am Rand Europas
Von Laura Romeis
Auf der griechischen Insel Lesbos soll ein neues High-Tech-Lager für Geflüchtete entstehen. Von der Konstruktion solcher Orte und der Abschottung der europäischen Außengrenzen profitieren vor allem Rü- stungs- und Überwachungskonzerne – finanziert wird das alles von der EU.
Direkt gegenüber dem Hafen, in dem tagsüber die Schiffe von Frontex und der griechischen Küstenwache liegen, ist eine Bushaltestelle. Von dort aus kann man mit dem Bus in Richtung des Supermarkts Lidl fahren. Die Bushaltestelle ist selten leer, meist ste- hen dort dutzende Menschen mit Kinderwagen und Unterlagen, die in Plastiktüten gewickelt sind. Sie warten auf den Bus, der sie zurück zum Camp bringt. Wenn der Bus nicht fährt, sieht man Menschen am Straßenrand Richtung Camp laufen.
In die Stadt fahren bedeutet, ein paar Stunden Ablenkung: Kleidung einkaufen, Anwält*innen für Rat im Asylverfahren aufsuchen, eine Sim-Karte besorgen, um die Verwandten in der Heimat anrufen zu können oder einfach durch die kleine Fußgängerzone zu schlendern, in der Hoffnung auf ein Gefühl der Normalität. Hauptsache aber ein paar Stunden nicht auf Stacheldraht und weiße Zelte blicken. Diese Szenerie findet man tagtäglich in der kleinen Hauptstadt Mytilini der griechischen Insel Lesbos vor. Lesbos, das ist der Ort, der wie kein anderer seit 2015 zum Symbol europäischer Migrationspolitik geworden ist. Von hier aus wollen wir versuchen, einen genau- eren Blick auf die Geldströme des milliardenschweren europäischen Grenzregimes zu werfen.