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Ausgabe Nr. 57 | paroli

Liebe Leser*innen,
schon mal Pharo gespielt? Das ist so eine Art Blackjack, erfunden irgendwo zwischen Venedig und Paris im 17. Jahrhundert. Heute kennt das Kartenspiel kaum jemand mehr, aber im 19. Jahrhundert war das Spiel so beliebt, in Europa und Amerika, soll es sogar das beliebteste Glücksspiel in den Saloons des Wilden Westens gewesen sein. Was uns allerdings geblieben ist, ist eine hübsche Redewendung, die sich auf einen Spielzug beim Pharo bezieht: Indem man nämlich die Ecke einer Karte umknickte, also ein „Paroli“ bog, konnte man seinen bereits errungenen Gewinn stehen lassen, an seinem Spielziel festhalten – und damit im besten Falle den Gewinn verdoppeln oder verdreifachen. Noch heute bedeutet deshalb „jemandem ein Paroli bieten“, so viel wie jemandem Widerstand entgegenzusetzen – oder wie es in Mayers Konversationslexikon von 1908 schöner heißt: „Jemandes Pläne durch unvermutete Maßnahmen zu vereiteln versuchen.“
Unser Spielziel steht: Wir wollen die bessere Gesellschaft für alle. In diesem Heft beschäftigen wir uns mit denjenigen, die ihren Einsatz für unser aller Freiheit und Rechte erhöht haben und dabei zum Teil große Risiken auf sich nehmen: Frenesys*, Vertreterin der LGBTQ+ -Organisation Ancoiris de Honduras, beschreibt die lebensgefährliche Situation für Transpersonen in ihrer Heimat und warum sie und ihre Organisation trotzdem weiterhin für Gleichberechtigung kämpft. Unsere Autorin Lea Claßen berichtet von Frauen in Raqqa, die unter der Terrorherrschaft des Islamischen Staats die syrische Revolution im Geheimen weitertragen. Jana Weidhaase und Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat wiederum berichtet von Menschen, die sich dem Abschiebewahn der Bayerischen Landesregierung widersetzt haben.
Wir schreiben auch darüber, was es bedeutet, den unerträglichen Zuständen vor Ort Paroli zu bieten: Irmela Mensah-Schramm kratzt seit fast 40 Jahren Nazisticker von den Wänden. Das Netzwerk Polylux unterstützt finanziell und beratend seit 2019 ändliche Vereine, Initiativen und Projekte der Zivilgesellschaft im Osten und kämpft für den Erhalt unserer Demokratie unter dem Aufstieg der AfD und anderer rechtsextremer Gruppen. Und wahrlich unvermutete Maßnahmen – um die Pläne der Bayerischen Regierung zu vereiteln – ergreifen Jan Fries und seine Mitstreiter*innen der Initiative JustizzentrumErhalten / AbbrechenAbbrechen!: Sie kämpfen nicht nur in Eisbärenkostümen um ein altes, heruntergekommenes Münchner Verwaltungsgebäude. Warum erzählen Sie uns im Interview. Wer nach all diesen Geschichten das widerständige Element in sich entdeckt hat und direkt mitmachen möchte, für den* hat die Hinterland natürlich eine Lösung parat: Alassa Mfouapon und Katharina Schwabedissen vom Bündnis Widersetzen erklären, warum dein Hintern auf der Straße den nächsten Parteitag einer rechtsextremen Partei verhindern sollte. Matthias Weinzierl berichtet vom großen Erfolg der Kartentauschaktion im Widerstand gegen die Bezahlkarte für Geflüchtete und warum deine 50 Euro die CSU zur Weißglut treiben sollten. Und zum Häkeln des Stinkefingers nach Bastelanleitung von Pezi Novi muss man nicht mal seine Wohnung verlassen. Wir hoffen, ihr helft uns auch weiterhin, die Pläne von Fascho und Friends zu vereiteln. Inspirationdafür findet ihr in diesem Heft.

Eure Zwiderwurzn von der Hinterland-Redaktion

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Ausgabe Nr. 56 | geld

Editorial

„Ich habe drei Kinder und kein Geld.
Warum kann ich nicht keine Kinder haben und drei Geld?“
Homer Simpson

Liebe Leser*innen über Geld spricht man hierzulande bekanntlich ja nicht, was von großem Vorteil für all diejenigen ist, die viel haben und nichts davon abgeben wollen. Diejenigen, die nichts haben, leben dafür in einer Welt, in der es ständig um Geld geht, sie aber bitte zu ihrer eigenen Armut die Klappe halten sollen. Eine erstaunliche kulturelle Maxime eigentlich für ein Land, das schon lange sehr erfolgreich in Sachen Kapitalismus und Geldanhäufung ist und den Wert des Menschen nicht selten an dessen Gehalt bemessen hat. Der Soziologe Max Weber erklärte das mit dem puritanischen Protestantismus in diesen Breitengraden. Darin herrscht nämlich die Vorstellung, dass man an den irdischen Reichtümern eines Menschen ablesen kann, ob dieser nach seinem Ableben in den Himmel auffahren würde. Also verkürzt: finanzieller Erfolg als ein Zeichen göttlicher Erwählung. Falls die Puritaner am Ende Recht behalten sollten, wird’s auf jeden Fall ziemlich fad im Himmel, denn die Mehrheit dieser Gesellschaft würde direkt aus der irdischen Hölle der Armut in die jenseitliche Hölle der Armen hinabfahren. Und damit sich daran was ändert, tun wir’s jetzt einfach: Wir reden über Geld.

Zum einen reden wir darüber, wer das Geld hat: das Syrische Regime zum Beispiel, und das nicht zu knapp. Unsere Autorin Marisa Raiser berichtet davon, wie jedes Jahr bis zu 100 Millionen Euro von syrischen Geflüchteten in Deutschland an den syrischen Staat gehen und so Assads Krieg gegen ihre eigenen Leute finanzieren – und warum diese nichts dagegen tun können. Die Antisexistische Aktion München wiederum berichtet, woher militante Abtreibungsgegner*innen in Deutschland die Gelder für ihre frauen*- verachtende Propaganda beziehen und wie sie von einem weltweiten Netzwerk von antifeministischen und LGBTIQ*-feindlichen Akteur*innen profitieren.

Wir reden auch darüber, wer kein Geld hat: Menschen etwa, die keine Mittel haben um sich während ihrer Menstruation mit Hygieneprodukten zu versor- gen. Von der sogenannten Periodenarmut erzählt Felicia Höchsmann. Der Passauer Rechtsanwalt Klaus Schank wiederum vertritt Geflüchtete, deren Sozialleistungen auf fast Null gekürzt werden. Unsere Autorin Franziska Schmid erklärt uns das ganze Elend der geplanten Bezahlkarte und welche fatalen Folgen dies für die Rechte von Geflüchteten haben wird. Und von einer ganz neuen Form der Hölle auf Erden berichtet Laura Romeis: Ihr Bericht von dem von der EU-Finanzierten und auf Lesbos geplanten High-Tech-Lager hat unsere Redaktion in seinem geradezu dystopischen Horror erschüttert zurückgelassen.

Und dann reden wir noch darüber, wie wir es künftig anders machen können: Mit einem kleinen Kollektiv, das seine Konten zusammengeschmissen hat und ab jetzt gemeinsame Wirtschaft macht. Mit der kommunistischen Bürgermeisterin von Graz, Elke Kahr, deren Fraktion nicht nur die Finanzen der Kommune, sondern auch die der Partei gegen den Strich bürstet.

Und mit der Wienerin Marlene Engelhorn, die bald ein paar Millionen verschenken wird. Sie erzählt uns, warum das mehr Menschen machen sollten.
Bis dahin. Und nicht alles auf einmal ausgeben, gell

Euer Geldadel von der Hinterland-Redaktion

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Ausgabe Nr. 55 | fluchtwege

Liebe Leser*innen

eigentlich sind sie so alltäglich, dass sie gar nicht mehr auffallen. In der U-Bahn, im Bürogebäude, in der Behörde, im Kino, im Club. Im Hotel hängen sie sogar als kleine Grundrissskizzen in jedem Zimmer. Im Ferienflieger fallen sie wieder etwas mehr auf, wenn das Flugpersonal sie zwischen der Begrüßung und der Erläuterung der richtigen Benutzung der Sauerstoffmasken mit ausladenden Gesten aufzeigt: Fluchtwege.

Wenn es um Brandschutz und Sicherheit geht, sind Fluchtwege gut ausgeschildert, beleuchtet und müssen stets freigehalten werden. Wenn Menschen vor Krieg und Verfolgung oder vor Hunger und Armut fliehen, werden ihnen die Fluchtwege versperrt. Dann werden keine Fluchtwege ausgewiesen. Stellt euch einmal vor, die Polizei würde aus einem brennenden Haus flüchtende Menschen wieder hineindrängen, auf sie schießen, die Türen versperren und die helfende Feuerwehr verhaften.
Nicht nur an den europäischen Außengrenzen und nicht nur auf dem Mittelmeer passiert genau das tagtäglich. Dieses Jahr sind nach Schätzungen von Hilfsorganisationen mindestens 2.500 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken. Und das sind noch – entschuldigt das Wort in diesem Kontext – optimistische Schätzungen, die wirkliche Zahl dürfte weit höher liegen. Bezüglich der Fluchtwege durch die Sahara und das nördliche Afrika sind die Opferzahlen noch schwerer zu erfassen.
Zivile Rettungs- und Hilfsorganisationen wie Mission Lifeline im Mittelmeer oder Alarme Phone Sahara in Nordafrika sind oftmals die einzige Unterstützung, die Menschen auf der Flucht erhalten. Staatliche Institutionen und rechte Medien diffamieren diese Organisationen gerne als Schlepper*innen und Schleuser*innen. Was an der Hilfe zur Flucht allerdings schlecht sein soll, ist eurer Lieblingsredaktion nicht klar. Es ist an der Zeit, die Fluchthilfe wieder positiv zu besetzen – not all heroes wear capes …

Die meisten Fluchtwege führen aber nicht nach Europa. Es ist ein klassischer eurozentristischer Irrglaube, der auch gerne von Rechtspopulist*innen und Rechtsextremist*innen befeuert wird, dass alle Geflüchteten dieser Welt nach Europa kommen wollen – und Friedrich Merz deswegen keinen Zahnarzttermin mehr bekommt. Die meisten Flucht- und Migrationsbewegungen finden innerhalb Afrikas, Asiens oder auch Lateinamerikas statt. Dass „die ganze Welt nach Deutschland kommen will“, ist nichts weiter als ein ebenso paranoides wie propagandistisch geschicktes Hirngespinst der politischen Rechten.
Wir von der Hinterland hätten kein Problem, wenn die ganze Welt über das Meer zu uns kommt, solange solche Personen wie Alice Weidel über das Meer nach Mallorca fliehen (sorry, ihr armen Mallorquiner*innen) und hier nie mehr gesehen werden.

Bis dahin: Haltet die Fluchtwege frei. Eure Wegbegleiter*innen von der Hinterland-Redaktion

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Ausgabe Nr. 54 | erinnerung

Liebe Leser*innen,

eine Frankfurter Gedächtniskünstlerin hat im März bei einem Wettbewerb 15.637 Nachkommastellen der Kreiszahl Pi auswendig aufsagen können. Die meisten Redakteur*innen aus eurer Lieblingsredaktion haben hingegen schon Schwierigkeiten dabei, sich an die eigene Handynummer zu erinnern. Es ist faszinierend, wie der Speichervorgang auf der menschlichen Festplatte funktioniert. Wenn wie bei Demenz- oder Alzheimererkrankten alles langsam verschwindet und zum Teil nur die ältesten Erinnerungen bleiben – dann wird ein Gedicht aus der Kindheit erinnert, der Name der eigenen Kinder aber nicht. Wenn sich Zeug*innen vor Gericht felsenfest an Dinge erinnern, die sie niemals gesehen haben – weil sie davon in der Zeitung gelesen haben und ihr Verstand das für eine erlebte eigene Erinnerung hält. Wenn wie bei Savants, einer Gruppe auf dem autistischen Spektrum mit Inselbegabung, das Gehirn einfach alles Wahrgenommene erinnert – bis hin zum kleinsten Detail wie der Anzahl der Fenster eines einmalig gesehenen Gebäudes. Ob das ein Segen oder ein Fluch ist, sei dahingestellt.

Für ein Individuum ist das Erinnern wichtig. Die erste Liebe, der erste Kuss, die Bankkarten-PIN. Unsere Erinnerungen machen uns als Person aus, bestimmen, wer wir sind, erzählen unsere ganz eigenen Geschichten. Doch das Vergessen ist nicht minder wichtig. Will man sich das ganze Leben lang an jeden Mist erinnern, den irgendjemand mal in der Kneipe erzählt hat, oder an Tante Ernas alte Telefonnummer? Oder gar an das Leid, das man erleben musste, an den Schmerz, an die Todesangst oder an das Gesicht der Person, die einem eine Waffe vor die Stirn gehalten hat? Sollen diese Dinge unsere Geschichte erzählen? Viel zu oft vergessen wir das, an das wir uns gerne erinnern würden, und das, was wir lieber vergessen würden, brennt sich in unser Gedächtnis.

Wo es für den einzelnen Menschen gut sein kann zu vergessen, ist es für Gesellschaften umso wichtiger sich zu erinnern. Manche Gesellschaften tun sich mit dem Erinnern allerdings schwer. Die Deutschen zum Beispiel würden lieber vergessen, was ihre Vorfahren so gemacht haben. „Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung“, schrieb Theodor W. Adorno. Doch wie kann man angemessen an diese deutsche Barbarei erinnern? Wie kann man das Andenken der Opfer ehren, die Gräuel der Täter*innen aufzeigen und an die Verantwortung der nachfolgenden Generationen appellieren? In Deutschland scheint es, als trage die Aufarbeitung der Vergangenheit immer auch den Wunsch nach einem Schlussstrich in sich.

Und wie erinnert man als Gesellschaft an all die beinahe alltäglichen Verbrechen, die von rassistischen oder antisemitischen, von homo-, trans- oder frauenfeindlichen Täter*innen begangen wurden? Auch hier scheint der Mehrheitsgesellschaft ein Schlussstrich lieber. Erinnern heißt Verantwortung übernehmen. Wer erinnert denn noch an Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Mölln, Solingen, München, Kassel, Halle oder Hanau? Wer an den NSU? Wer nennt die Täter*innen, und wer zieht sie zur Rechenschaft? Und vor allem: Wer erinnert sich an die Namen der Opfer?

Wir von der Hinterland wollen uns erinnern. Und in dieser Ausgabe wollen wir euch erinnern. An den rassistischen und antiziganistischen Anschlag am Münchner OEZ, an Migrantischen Feminismus, an die Situation von Menschenrechtler*innen in Afghanistan. An Menschen, die durch Flucht oder Krieg Traumata davontrugen. Aber auch an die queere Geschichte Münchens sowie an die Geschichten von Francisco Boix, Erna de Vries oder Georg Ott.
Sollten wir etwas Wichtiges vergessen haben, so erinnert uns doch bitte das nächste Mal daran.
Bis dahin: Vorwärts und nie vergessen,

Eure Erinnerungsweltmeister*innen von der Hinterland-Redaktion

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Ausgabe Nr 53 | un≠gleich

„Testosterone is a great equalizer. It turns all men into morons.“
(Rupert Giles in „Buffy – The Vampire Slayer”)

Liebe Ungleiche, liebe Leser*innen,

jetzt war gerade schon wieder Fußball-Weltmeisterschaft. Wer da am Ende gegen wen gewonnen hat, ist eurer Lieblingsredaktion ziemlich gleich. Das Interesse daran, irgendwelchen Leuten dabei zuzuschauen, wie sie einen Sack voll Luft durch die Gegend treten, ist hier ohnehin nicht sehr stark ausgeprägt. Interessanter ist da schon die Frage, wieso bei dieser WM die öffentlichen, medialen und politischen Proteste aufgrund der desaströsen Menschenrechtssituation und der korrupten FIFA diesmal – definitiv zu Recht – so umfangreich ausfielen, vor vier Jahren, als die WM in Russland stattfand, aber ausblieben. Auch damals schon regierte Putin autokratisch und hatte Russland sich völkerrechtswidrig die Krim einverleibt. Wieso werden diese zwei Autokratien ungleich behandelt?

Und die Ukraine unterstützen EU, USA und NATO – völlig zu Recht und noch ausbaubar – in ihrer Selbstverteidigung gegen eben jenen russischen Autokraten, dem sie bei der letzten WM noch die Hand geschüttelt haben. Die Kurd*innen aber – nicht nur in Syrien –, die gerade vom türkischen Autokraten völkerrechtswidrig angegriffen werden, lässt der Westen im Stich. Jene Kurd*innen, die an der Seite der USA gegen den Islamischen Staat (IS) gekämpft haben. Wieso wird der eine Völkerrechtsbruch ungleich dem anderen behandelt? Und wieso werden die Menschen, die vor Putins Bomben aus der Ukraine flüchten, in der EU mit offenen Armen aufgenommen – was großartig ist –, die Menschen, die vor Assads und Putins Bomben oder vor Erdoğans Angriffen aus Syrien fliehen mussten, aber nicht? Wieso werden diese Menschen ungleich behandelt?

Die Aspekte der Gleichheit und der Ungleichheit sind Kernelemente der Gerechtigkeit. Gleichheit im Sinne wirtschaftsliberaler Theorie zum Beispiel bedeutet, dass alle Menschen das gleiche Recht haben, ihre Arbeitskraft zu Markte zu tragen. Von Adam Smith bis Christian Lindner denken sie, dass ja alle dieselben Chancen hätten, wenn sie nur hart genug arbeiteten. Dass aber Menschen eben ungleich sind, ungleiche intellektuelle oder körperliche Voraussetzungen haben, die sie nicht beeinflussen können, sieht der Liberalismus nicht. Noch weniger, dass Menschen mit ungleichen Startbedingen in diesen Wettbewerb gehen.

Wer in Deutschland geboren ist, hat bessere Chancen als jemand, der in Angola geboren ist. Wer reich erbt, muss sich weniger Sorgen machen, kann sich bessere Schulbildung leisten als jemand aus Hartz-IV-Verhältnissen. Das Erben ist ohnehin eine der größten Ungerechtigkeiten. Es ist schon seit feudalen Zeiten Grundlage aller Herrschaft und Ausbeutung. Ob Königshaus oder Familienbetrieb – Herkunft ist kein Qualitätsmerkmal. Doch viele, die in die Privilegien hineingeboren werden, sehen diese auch noch als eigene Leistung an.

Gleichheit im Sinne kommunistischer Theorie hingegen ist eine andere, sie betrachtet den Menschen in seiner individuellen Ungleichheit. „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“, fordert Karl Marx. Die ungleiche Behandlung ungleicher Individuen schafft hier erst die Gleichheit der Chancen und der Lebensbedingungen.

Nun, mit diesem Heft werden wir es wahrscheinlich auch nicht schaffen „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx). Mit diesem Heft werden wir den Kapitalismus nicht abschaffen, Putin nicht beseitigen und die Frauen im Iran nicht befreien. Aber wir können ein paar Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten aufzeigen und die damit einhergehenden Erfahrungen sichtbar machen.

Möget ihr die gleiche Freue an dieser Ausgabe haben wie wir.
Eure Gleichmacher*innen von der
Hinterland-Redaktion

 

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