„Dank eines weißen Teppichs aus Bräuten“
Ein Interview von Agnes Andrae
„Dank eines weißen Teppichs aus Bräuten“
Mit dem Film „Io sto con la sposa“ (dt. ‚Auf der Seite der Braut‘) erzählen Gabriele del Grande, Antonio Augugliaro und Khaled Soliman al Nassiry, wie sie syrische Flüchtlinge als Hochzeitsgesellschaft getarnt von Italien nach Schweden schmuggeln. Der Film ist ein Dokumentarfilm, gleichzeitig aber auch eine fantasti – sche Geschichte. Ein Interview mit Gabriele del Grande, der unter anderen den Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL bekommen hat.
Wie entstand die Idee zu diesem Filmprojekt?
Das hat sich alles zufällig ergeben. Im September 2013 war ich als Kriegsberichterstatter in Syrien. Einen Monat später kehrte ich zurück nach Mailand, wo ich zurzeit lebe, und fand heraus, dass täglich hunderte unregistrierte syrische Flüchtlinge an unserem Hauptbahnhof ankamen. Ich ging mit einem Freund dorthin, Khaled Soliman Al Nassiry, einem Dichter aus Damaskus, der in Mailand lebt. Wir fanden heraus, dass es sich ausschließlich um Leute handelte, die per Boot aus Libyen und Ägypten nach Italien geschmuggelt wurden. Sie kamen nach Mailand auf der Suche nach Schmugglern, die ihnen dabei helfen sollten, ihre Reise weiter Richtung Nordeuropa fortzusetzen. Als wir eines Tages am Bahnhof waren, trafen wir einen Mann namens Abdallah. Er war einer der wenigen Überlebenden des Schiffsunglücks vor Lampedusa am 11. Oktober. Wir freundeten uns miteinander an und als wir am selben Abend nach Hause kamen, entschlossen wir uns, ihm einen Gefallen zu tun. Und dann kamen wir auf die Idee mit der Braut. Wir sprachen mit Antonio Augugliaro, einem weiteren Freund von uns, und er hielt es nicht nur für eine gute Idee, sondern überzeugte uns auch davon, einen Film darüber zu machen. So fing das an.
Wer sind die Hauptfiguren und wie hast Du sie kennen gelernt?
Die Hauptfiguren des Films sind die fünf syrischen Palästinenser und Syrer, denen wir dabei geholfen haben, halb Europa in Richtung Schweden zu durchqueren. Außerdem die Braut, ein syrisch-palästinensisches Mädchen – sie hatte zwar aufgrund ihrer Aufenthaltserlaubnis kein Problem, aber wollte trotzdem unser Projekt unterstützen und daran teilnehmen. Dann ist da noch die ganze Gruppe von Scheinhochzeitsgästen, bestehend aus 18 Menschen (ItalienerInnen, SyrerInnen und PalästinenserInnen), die das Risiko auf sich zu nehmen bereit waren, sich an diesem Akt friedlichen Widerstandes zu beteiligen.