Die Leute wollen weisse Kohle kaufen
Über Flüchtlinge als Projektionsfläche für die eigenen Bedürfnisse.
Im Frühherbst letzten Jahres kollabierte die bayerische Flüchtlingspolitik aufs heftigste. Es herrschte das wildeste Chaos bei der Unter- bringung und allerorten wuchs die Empörung über die unwürdigen Szenen, die sich in den Erstaufnah- meeinrichtungen abspielten. Da mussten Menschen im Freien übernachten, wurden zu hunderten in Hallen, Zelten und Garagen einquartiert und mussten sich teilweise um Decken und Kleider balgen. Die Empörung war echt und echt war auch das große Verlangen bei vielen, dagegen etwas zu tun. Also, sich für Flüchtlinge zu engagieren, ganz konkret zu helfen und selbst aktiv zu werden. Beim Bayerischen Flüchtlingsrat liefen damals sprichwörtlich die Telefondrähte heiß und täglich meldeten sich Menschen, die entweder irgendetwas abzugeben hatten oder sich danach erkundigten, was denn gebraucht würde und was man denn machen könne. Diese Welle an Interesse und Anteilnahme war überwältigend und sie hält trotz Pegida-Aufmärschen und einer Politik, die wieder verstärkt auf Stimmungs- mache gegen Flüchtlinge setzt, erfreulicherweise immer noch an.
Nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Echtes Interesse und der Wille, etwas zu tun, sind großartig und begrüßenswert, aber nicht alles, was als gut gemeint angeboten wird, ist auch wirklich gut. Nicht selten gesellen sich zu dem ehrlichen Bedürfnis, Flüchtlingen zu helfen, andere, fragwürdige Motiva- tionen und hinter Hilfsangeboten oder Projektideen verstecken sich plumpe Eigeninteressen. So erreichen uns neben den vielen Hilfs- und Unterstützungsange- boten immer wieder auch skurrile und seltsame Anfragen und Ansinnen. Manchmal bleibt einem da das Lachen halb im Halse stecken oder einem stockt gar der Atem angesichts der Dreistigkeit.
Die Gründe für die Anfragen liegen auf der Hand: Die Flüchtlingsthematik ist immer noch in aller Munde und sie erfährt eine nie gekannte Medien- aufmerksamkeit. Es lohnt sich, diese unterschied – lichen Beweggründe einmal genauer unter die Lupe zu packen. Und weil Lästern manchmal auch befreiend wirkt, möchte ich an dieser Stelle mal munter aus dem Nähkästchen des Bayerischen Flüchtlingsrates plaudern und einige Beispiele aus dem Berg der fragwürdigen Anfragen vorstellen.