Ein Server stellt sich vor und braucht Euch
Über das Werden und Bleiben
Es lässt sich nicht mehr genau sagen, zu welchem Zeitpunkt antira.info , das antirassistische Serverprojekt, angefangen hat. Ein Ausgangspunkt waren sicherlich die positiven Erfahrungen, die das Bleiberechtsbüro 2006 mit seinem Blog gemacht hatte. Gegründet, um die Konferenz der Jugendlichen ohne Grenzen im Winter 2006 in Nürnberg logistisch vorzu- bereiten, stellte sich bald heraus, dass es immens wichtig war, bereits im Vorfeld in die politische Diskussion um ein Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlinge einzugreifen. Grundlage für eine solche Intervention war das Sammeln und Bewerten der Vorschläge, die als Spezialdiskussion durch die Medien gingen, und die vom Bleiberechtsbüro auf dem Blog gesammelt und oftmals auch bissig kommentiert wurden. Es entstand eine wichtige Ressource und viele flüchtlingssolidarische Gruppen in ganz Deutschland fingen an, sich darauf zu beziehen.
Platz für kritisches Wissen
Was heute selbstverständlich erscheint, war damals noch neu. Was als Web 2.0 bezeichnet wird – also das Internet, in dem Inhalte nicht nur von großen Organisa- tionen, sondern von ganz normalen Usern und Userin- nen gemacht werden – war damals neu. Erst Ende 2004 wurde das Web 2.0 ausgerufen, Facebook war noch ein Nischenangebot, das gerade erst für Nicht-Harvard- Studierende geöffnet wurde, und Google war damals tatsächlich noch vor allem eine Suchmaschine.
Aus dieser Entwicklung entstand antira.info als Server- projekt. Es war anfangs vor allem der Versuch, die wachsende Zahl von Webseiten aus aktivistischen, antirassistischen Kontexten und damit die Arbeit der Systemadministration zu bündeln. Einen eigenen Server in den Weiten des Internets zu betreiben, mit open source herumzuspielen und Nutzern und Nutzerinnen anzubieten, das war auch viel Do-It-Yourself, Spaß am Basteln, am Lernen, am Selbermachen. Und ganz wichtig: Zentrale Infrastruktur in der eigenen Hand zu halten. Waren es früher eigene Druckerpressen, Verlage, soziale Zentren oder Radiosender, so sind es heute auch Server, die die Unabhängigkeit von Projekten sichern.
Ausgehend von den Erfahrungen des Bleiberechtsbüros war antira.info anfangs vor allem vom Gedanken der Gegeninformation, und der Gegenöffentlichkeit getragen. Ausgehend von dem vielen Wissen über die Zustände in der Gesellschaft, das von kritischen Gruppen und Einzelpersonen generiert wurde, ging es zunächst vor allem darum, diesem Wissen eine Plattform zu bieten, damit es allgemein zugänglich werden könnte. Und so wucherte bald eine Anzahl von Blogs und anderen Webseiten auf dem Server.