Gegen die organisierte Übergriffigkeit
Ein Interview von Agnes Andrae
Mobilmachung gegen die organisierte Übergriffigkeit
Das Frauen-Projekt Lia
Geflüchtete Frauen sehen sich über die Erniedrigungen des Migrationsregimes hinaus mit Gewalt und Unterdrückung konfrontiert – allein, weil sie Frauen sind. Das Projekt Lia des Bayerischen Flüchtlingsrats steht den Frauen in den bayerischen Flüchtlingslagern beratend zur Seite und bietet Gelegenheiten zur Selbstorganisation. Nach einem Jahr lässt sich eine erste Zwischenbilanz ziehen. Dazu sprach Agnes Andrae mit Valeska Siegert vom Projekt Lia
Hallo Valeska, welche Ziele hat sich Lia gesetzt?
Lia ist eine Vernetzungs- und Beratungsstelle für geflüchtete Frauen in Bayern. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den betroffenen Frauen Strukturen zu entwickeln, um die drängenden Probleme vor Ort anzugehen. Wichtig ist für uns, nicht über die Betroffenen hinweg zu entscheiden, sondern mit ihnen zusammen die Situation zu verbessern – in ihrem Sinn. Die Möglichkeit zur Selbstbestimmung wird den Frauen im Asylverfahren leider allzu häufig genommen. Wir wollen gemeinsam mit den Frauen für die Rechte aller geflüchteten Frauen eintreten.
Wie können wir uns diese Arbeit konkret vorstellen?
Im Dezember haben wir beispielsweise eine große Informationsveranstaltung organisiert, um die Frauen zusammenzubringen. Es gab Vorträge zu geschlechtsspezifischer Verfolgung, zu Frauen im Asylverfahren, und natürlich zu Frauenrechten. Besonders gefreut haben wir uns über die Vorstellung der Kampagne „No Lager for women“ von einer selbstorganisierten Gruppe von geflüchteten Frauen, die sich „Women in Exile“ nennt. Sie haben sehr motivierend über ihre Kampagne zur Abschaffung von Lagerpflicht in Brandenburg berichtet.
Seit kurzem gibt es auch das Lia Frauencafe. Wir können dazu die Räume von SIAF, einem Trägerverein für Fraueninteressen, am Münchner Ostbahnhof nutzen. Dort treffen sich jetzt regelmäßig in angenehmer Cafe-Atmosphäre geflüchtete Frauen, um zu planen, sich kennenzulernen und auszutauschen.
Was sind die Probleme, von denen geflüchtete Frauen besonders betroffen sind?
Einerseits ist es für Frauen gefährlicher als für Männer, überhaupt das Herkunftsland zu verlassen. Häufig erschwert sich ihre Situation dadurch, dass sie allein oder mit ihren Kindern fliehen müssen. Auf der Flucht sind sie erneut Gewalt ausgesetzt – häufig müssen sie ihre Flucht und ihren Lebensunterhalt mit Prostitution erkaufen.