Grußwort: Stephan Dünnwald
Flüchtlingsarbeit ist nicht umsonst
Allein der Fortbestand über 25 Jahre wäre eine Errungenschaft in nicht immer geneigten Zeiten; die positive Entwicklung, welche sich mit der Arbeit des Bayerischen Flüchtlingsrats in dieser Zeit verbindet, ist schon Anlass zur Freude.
Flüchtlingsrat ist ein Wort mit einer beständigen Forderung: nämlich ein Rat für und mit, vielleicht sogar von Flüchtlingen, jedenfalls nicht nur über Flüchtlinge zu sein. Rat hat etwas penetrant bürokratisches, erinnert an Gemeinde- oder Kirchenrat. Insbesondere in Bayern wohnt dem ‚Rat’ zugleich aber auch etwas Subversives inne. Die Arbeit im Bayerischen Flüchtlingsrat war und ist von beiden Momenten gekennzeichnet: sowohl von den Mühseligkeiten der bürokratischen Ebene, wie die Antrags- und Berichtsproduktion, als auch von der Auseinandersetzung mit dem Regelwerk, das Flüchtlinge als solche definiert und ihnen zahlreiche Restriktionen auferlegt. Um bei dieser Beschäftigung nicht zu vertrocknen, braucht es Eskapaden, kleine Fluchten ins Grüne, die dem überbordenden Papierkram abgerungen werden: Sie reichen von liebevoll gehegten Pflänzchen bis zu großartigen, ausstrahlenden Projekten, und häufig ist beides nah beieinander.
So lässt sich begründet behaupten, dass der Bayerische Flüchtlingsrat nicht nur reagierend, organisierend, beratend mit den Jahren eine wichtige Rolle eingenommen hat, sondern in vielen Fällen die Situation von Flüchtlingen in Bayern mitgestaltet hat. Hier gab es einige Erfolge, doch immer auch bestand die Gefahr, dass sich der Flüchtlingsrat an der schieren Größe der Aufgabe verschluckt, weil der Kreis der Aktiven doch überschaubar ist.
Bis heute wird die Geschäftsstelle des Flüchtlingsrats durchweg unterstützt von einem Häuflein Getreuer, ohne die nichts gehen würde,und den versprengten, durchweg ehrenamtlich Tätigen in Städten und Dörfern in Bayern, von deren manchmal erstaunlichen Aktivitäten die Geschäftsstelle in München nicht immer alles erfährt.
Flüchtlingsarbeit als Don Quichote der Moderne
Flüchtlinge, selbst als viel zu günstige Lohnarbeitende ausgebeutet, zählen zu denen, die Zygmunt Bauman “die Überflüssigen der Moderne” nennt – unwillkommener Ausschuss einer ökonomisch ausgerichteten Globalisierung. So ist die Integration von Flüchtlingen, die Verteidigung ihrer Rechte und die Schaffung einer weniger abweisenden Gesellschaft eine allzu große Aufgabe für allzu Wenige. Unter diesen Umständen sind die Erfolge des Flüchtlingsrats beachtlich, und sie verweisen nicht nur auf die Tatkraft des Teams, das immer wieder erfolglos so etwas wie geregelte und begrenzte Arbeitszeiten einzuführen versuchte, sondern auch auf all die anderen, die Freundinnen und Freunde, die Flüchtlingsräte und Gruppen wie die Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen, die Förderer und Partner, Pro Asyl an erster Stelle, und die Flüchtlinge.Trotz der überwältigenden Büroarbeit ist es für mich ein besonderes Kennzeichen des Bayerischen Flüchtlingsrats, die eigentlichen Personen nicht aus den Augen verloren, sondern sie und ihre Mitarbeit gesucht zu haben.