Hotspot Vial auf Chios
Von Katalin Kuse
Auf der griechischen Insel Chios setzen sich engagierte Bewohnerinnen und Bewohner der Insel und Freiwillige aus aller Welt für die ankommenden Geflüchteten ein.
Nicht wie die anderen Lager, die an der Küste und damit in Reichweite der Hafenstadt Chios liegen, wird Vial einige Kilometer landeinwärts auf der Insel errichtet. Die baulichen Maßnahmen umfassen Fundamente für weiße Wohncontainer und eine Zaunanlage. Im Sonnenlicht blendet der fabrikfrische Maschendraht, der mit einem Betonfundament abschließt. Die in regelmäßigen Abständen aufgestellten Streben, die das Gitter halten, enden in einem nach oben offenen Ypsilon. Diesen Gabelungen setzen zwei Arbeiter seit einigen Tagen einen NATO-Draht auf. Der Zaun schließt auch die vor vielen Jahren verlassene Halle der Aluminiumfabrik mit ein, in der sich jetzt kleine Menschentrauben zwischen Absperrgittern anstellen, um registriert zu werden. Warme Kleidungsstücke, die aus den Spenden einer Hilfsorganisation stammen, sind auf einem Tisch drapiert oder über Stühle gebreitet. Zettel auf Englisch, Arabisch und Farsi weisen auf das kalte kontinentaleuropäische Klima hin und empfehlen allen, sich mit Winterkleidung auszustatten, sowie die ausgehändigten warmen Decken weiterhin mit sich zu führen: You will need them for your further journey.
Seit Eröffnung des sogenannten Hotspot Vial vor einer Woche fahren täglich Reisebusse vor. Alle Passagiere müssen für die Busfahrt vom Hafen in die Berge ein Ticket für einen Euro lösen. Wer auf dem staubigen Vorplatz aussteigt, hält vielleicht ein kleines Gepäckstück in der Hand, oder ein Kind. Andere haben nur ein Smartphone in der Hosentasche und nach der Überfahrt vom türkischen Festland den dringenden Wunsch nach einem Kabel und einer Steckdose, um ihr Telefon aufzuladen. In der unmittelbaren Umgebung des Ortes gibt es keine Siedlungen. Hier kommt niemand zufällig vorbei. Auch der grüne Transporter nicht, der vor dem vergitterten Haupttor hält. Nach kurzer Verhandlung mit einem der griechischen Militärs rollt er weiter zum Hintereingang des Geländes.