Mad Germans
Von Ella Raidel
Mad Germans
Warten auf die deutsche Rente
Mad Germans nennen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter, die die mosambikanische Regierung in den frü- hen 1980er Jahren in die DDR entsandte. Nach ihrem langjährigen Aufenthalt dort warten sie vergebens auf die von der DDR versprochene Rente. Seit vielen Jahren demonstrieren sie jeden Mittwoch auf den Straßen Maputos gegen die FRELIMO-Regierung und die Ignoranz Deutschlands.
„Mad“ ist ein Begriff aus dem Changana und bedeutet „viele“. Zu den Mad Germans zählen 16.000 Personen aus Mosambik, die in den frühen 1980er Jahren im Zuge eines Abkommens mit der ehemaligen DDR nach Deutschland entsandt wurden, um einen Beruf zu erlernen. Bis 1988 war die DDR wichtiger Handelspartner der Volksrepublik Mosambik. Unter dem Vorwand der Berufsausbildung wurden viele für billige Lohnarbeit in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Von den Berufen, die sie erlernt hatten, konnten viele nach ihrer Rückkehr nach Mosambik keinen Gebrauch machen.
Paulino ist gelernter Brauer und Mälzer und hat mehr als zehn Jahre in Leipzig und Dresden gelebt. Dort hat er auch eine Tochter. Nach seiner Rückkehr nach Mosambik konnte er keinen Job in einer Brauerei finden und fährt seitdem Taxi. Er spricht perfekt deutsch und schwärmt vom deutschen Schwarzbrot. Er träumt davon, eine deutsche Bäckerei in Maputo zu eröffnen. Louisa kam als 13-jährige in die DDR in die „Schule der Freundschaft“, die für 600 mosambikanische Kinder eröffnet wurde. Damals herrschte Bürgerkrieg in Mosambik und es gab kaum zu essen. Sie erinnert sich gerne an Deutschland. Als Kinder hätten sie sich in den Erdbeerfeldern den Bauch vollgeschlagen. Im Winter hätten sie der Schnee und die Kälte überrascht, denn sie waren nur mit leichten Sommerkleidern gekommen.
Louisa lernte den Beruf der Fernsehtechnikerin und hat in der DDR Fernsehgeräte zusammengebaut. Als sie nach Mosambik zurückkehrte, gab es dort keine Elektroindustrie. Sie erzählt, dass sie heute noch gerne diesen Beruf ausüben würde und oft abends mit ihrem Ehemann Fernsehgeräte repariert. Sie arbeitet als Sekretärin im Goethe-Institut in Maputo.
Seit mehr als 15 Jahren demonstriert eine große Gruppe der Mad Germans jeden Mittwoch auf den Straßen Maputos gegen die korrupte FRELIMO-Regierung. Sie tragen die Flagge der DDR und Mützen, Schals und TShirts in den Farben der deutschen Flagge. Sie waren Arbeiterinnen und Arbeiter in der DDR. 60 Prozent ihres Lohnes zog man ihnen für die Rente ab, die ihnen bei ihrer Rückkehr ausbezahlt werden sollte. Als sie am Flughafen ankamen wurden ihnen die Papiere abgenommen. So konnten sie sich nicht mehr als die Heimkehrenden aus Deutschland ausweisen, erzählt Zeca Lossa, der Sprecher der Mad Germans. Ihre versprochene Rente erhielten sie nie. Seiner Meinung nach haben sich Angehörige der FRELIMORegierung mit den großen Geldsummen aus Deutschland bereichert.