Mit zehn Bussen durch die Wüste
Mit zehn Bussen durch die Wüste
Nach einem Jahr der Vorbereitungen auf beiden Seiten des Mittelmeers ging es im Januar 2011 endlich zum elften Weltsozialforum (WSF) in Dakar. Eine Karawane aus zehn Bussen voller Aktivistinnen und Aktivisten aus Afrika und Europa machte sich auf den Weg. Ihre Forderungen: globale Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung
Der Pariser „Charles de Gaulle”-Aeoroport ist der zweitgrößte Flughafen Europas und stellt das wichtigste Drehkreuz zwischen Europa und dem frankophonen Afrika dar. Er war auch Schauplatz der ersten spontanen Aktion des AfriqueEurope-Interact (AEI). Obwohl viele „Air France“- Beschäftigte vor zwei Jahren eine Erklärung gegen Abschiebungen unterzeichnet haben, hindert dies das Management nicht daran, täglich weiter Abschiebungen nach Westafrika abzuwickeln. Auch am 20. Januar, als sich die erste Reisegruppe des europäischen Teils von AEI auf den Weg in die malische Hauptstadt Bamako machte, wurden wir Zeugen dieser Tatsache. Die Mitglieder des Netzwerkes konnten jedoch noch während des Starts der Maschine eine Abschiebung verhindern, indem sie von ihren Plätzen aufstanden und Parolen riefen. Eine Anti-Terror-Einheit stürmte daraufhin das Flugzeug und nahm die Protestierenden sowie einige weitere Passagiere fest. Eine Aktivistin vom AEI wurde dabei an der Wirbelsäule verletzt. Die Gruppe landete einen Tag später in Bamako, wo sie freudig empfangen wurde: Die Nachricht von ihrer erfolgreichen Aktion war schon vor ihnen angekommen.
Flüchtlingsselbstorganisationen in Bamako
In Bamako, dem Startpunkt der Karawane, stellte die Association Malienne des Expulsées (AME), den Groß- teil der Infrastruktur: Unterbringung, Büromitbenutzung, Verpflegung im eigenen Lokal und ein Zeltdorf am Rande der Stadt, das unter anderem für tägliche Plena genutzt wurde. Weitere malische Flüchtlingsorganisationen waren das Movement des Sans Voix (MSV) und die Vereinigung von Abgeschobenen aus verschiedenen zentralafrikanischen Ländern ARACEM, die über ein Haus verfügt, wo frisch Abgeschobene einige Tage unterkommen können. Da sie jedoch chronisch unterfinanziert sind, reicht das Geld zum Beispiel kaum für Essen. Zu Beginn der Karawane hatten die Menschen dort schon einige Tage keine richtige Mahlzeit mehr bekommen. Gleichzeitig wurden hier auch Teilnehmende aus Europa einquartiert, die „natürlich“ über genügend Ressourcen verfügten – was kurzzeitig zu Konflikten zwischen den unterschiedlichen Gruppen führte. Das Wohlstandsgefälle blieb auch weiterhin während unserer Reise ein Problem: bei der Ausgabe von Essen und Schlafmatten kam es zu Auseinandersetzungen, da viele Angst hatten, nichts mehr abzubekommen. Die Europäerinnen und Europäer waren jedoch weder auf die Schlafplätze angewiesen, da sie Zelte dabei hatten, noch auf Verpflegung, da sie zur Not auswärts hätten essen können. Mit diesen Ungleichheiten umzugehen und ihnen bestmöglich zu begegnen, wird auch für zukünftige transnationale Unternehmungen eine wichtige Aufgabe und Herausforderung sein.