Schwarz und ohne Zucker
Von Stefan Klingbeil
Welche Konsequenzen habt Ihr daraus gezogen?
Es kristallisierte sich heraus, dass es am sinnvollsten und nachhaltigsten ist, auf kleinere von der bäuerlichen Basis neu gegründete Strukturen zu setzen und hohe Qualität und zuverlässige gemeinsam definierte Handelsbedingungen auch einzufordern. Seitdem werden wir ernst genommen. Inzwischen haben wir die Situation, dass Kooperativen sehr guten Kaffee anbieten, der Kaffee also auch beim Gourmethandel begehrt ist. Es hat sich ausgezahlt, dass die Bauern und Bäuerinnen durch einen garantierten Mindestpreis und langfristige Handelsbeziehungen eine Perspektive hatten, durch die es sich lohnte, die Kaffeepflanzungen zu pflegen. Hinzu kamen Projekte zur Verbesserung der Qualität und zur Umstellung auf biozertifizierten Kaffee. Der Absatz ist jetzt nicht mehr das Hauptproblem der Kooperativen und ebenso ist der hohe Preis, den der faire Handel zahlt, nicht mehr das ausschlaggebende Kriterium. Wir sind also nicht mehr schon allein deshalb beliebt, weil wir so gute Preise zahlen, sondern müssen auch in anderer Hinsicht beweisen, dass wir eine andere Form des Handels betreiben. Das ist viel schwieriger und kleinteiliger, aber auch interessanter.
Inwiefern müsst ihr euch da gegen- über den Genossenschaften beweisen?
Da geht es viel um Flexibilität bei der Lösung von Problemen – und Probleme haben die Kooperativen ja reichlich. Also nicht immer alles nach Vorschrift zu machen, sondern in dringenden Fällen auch mal Geld vorab zu überweisen, eine andere Kaffeezusammenstellung zu akzeptieren, wenn die Mengen knapp sind, behilflich sein beim Türenöffnen und so weiter. Einige bereits stabile Kooperativen haben auch Lust, mal was Neues auszuprobieren, beispielsweise eine andere Form der Weiterverarbeitung oder ein börsenunabhängigeres Preismodell. Das geht natürlich nur, wenn sie Vertrauen zu uns haben, denn wenn es schief geht, darf nicht nur auf den Vertrag gepocht werden, sondern es muss gemeinsam eine Lösung gefunden werden. Sich kennenzulernen und auch mal einfach eine nette Zeit zusammen zu verbringen, gehört übrigens ebenfalls dazu.
Heute erfasst wieder eine Welle von Revolutionen einen Kontinent, statt Lateinamerika diesmal den arabischen Raum und Nordafrika. Allerdings kommt heute kaum jemand auf die Idee, zum Beispiel Waffen für die Revolte in Libyen zu sammeln oder internationale Brigaden aufzustellen, wie es damals üblich war.